Heinrich Heine nannte die deutsche Sprache «ein Vaterland selbst demjenigen, dem Torheit und Arglist ein Vaterland verweigern», insofern hat Heine ein Gespräch, wie es der → Emo-Pfaffe in Schwarz-Rot-Gold zu ersehnen vorgibt, vor 200 Jahren sicher mehr als einmal geführt und die Einladung abschließend beantwortet. Als Angehöriger der ersten Generation, die formal gleichgestellt, real aber immer noch ausgeschlossen war, wollte er irgendwann gar kein «Deutscher» mehr sein:
Wäre ich ein Deutscher – und ich bin kein Deutscher…
Ich bin jetzt bey Christ und Jude verhaßt. Ich bereue sehr, daß ich mich getauft hab; ich seh noch gar nicht ein, daß es mir seitdem besser gegangen sey, im Gegentheil, ich habe seitdem nichts als Unglück.
Hätte Emo Gauck Harry Heine gelesen, wüsste er, dass dieser sein Schreiben – und sehr vermutlich auch sein Sein – unter anderem so schilderte:
Es ist nicht möglich, die Vergangenheit zu schildern, ohne ihr die Färbung unserer eigenen Gefühle zu verleihen.
Denn wenn Heine auch kein «Deutscher» war, war er doch sicher deutscher Dichter. Und zwar einer der erfolgreichsten seiner Zeit. Unter anderem dichtete er:
Ich bitte dich, lass‘ mich mit Deutschland in Frieden!
Du mußt mich nicht plagen mit ewigen Fragen
Nach Heimat, Sippschaft und Lebensverhältnis; –
Es hat seine Gründe, ich kann’s nicht vertragen.