1. ist das Gefühl moralischer Überlegenheit manchmal intensiver, wenn es nicht durch (vermeintlich) moralische Vokabeln herbeigeredet wird.
2. geht es in den Kontexten, wo «Schande» benutzt wird, nicht um moralische Überlegenheit. Angela Merkel – wie viele andere – lassen auf «Schande» regelmäßig – und wirkmächtiger als ihr alle zusammen – drei weitere Worte folgen: «für unser Land». Es ist aber nicht «unser» Land.
3. ist «Schande» ein Wort, das nach Hetzjagden, Brandanschlägen, Morden bzw. fürs Dabei-Würstchen-Verkaufen, Dabei-Klatschen und Dabei-am-Ende-nichts-Tun bereits in den 1990er Jahren genutzt wurde. Und zwar von den falschen Leuten. Und vollkommen nutzlos für die Gejagten, Verbrannten, Ermordeten. Und immer zum Nutzen eines ominösen «Standortes», der mit «unser Land» gemeint ist. «Schande» ist als Argumentations-, Bewältigungs- und Schlimmeres-Verhindern-Strategie noch nie sinnvoll gewesen.