Auf den Tag genau zehn Jahre ist → Seyran Ateş nur noch Deutsche. Schön vermutlich, dass diese offenbar pressierende Zugehörigkeitsfrage geklärt werden konnte. «Zumindest auf dem Papier», also auf einem Computer-Bildschirm. Nicht, dass ihr Bekenntnis eine interessante Neuigkeit (gewesen) wäre, das war es unter Umständen schon 2011 nicht. Es war kein literarischer, journalistischer oder sonstiger Meilenstein (anderseits aber sicher auch nicht einer der am tiefsten liegenden Artikel auf dieser Schmuddel-Website). Was mich trotzdem an ihm erheitert – und das schon seit mehreren Jahren –, ist Folgendes:
Seyran Ateş teilt mit, sie sei zu einer internationalen Konferenz nach İstanbul eingeladen worden. Alles sehr upper crust. Sie habe sich gefreut, weil wichtiges Thema, interessante Menschen aus Gegenden, wo es nicht so rund läuft wie für Ateş in Deutschland – Menschen, die sie für Preise vorschlagen kann, die dann tatsächlich auch vergeben werden – usw. Lief ja eine Weile auch wirklich ganz gut für die Imamin, so renomméemäßig.
Wer schon einmal auf einer solchen Konferenz war, wird indes wissen, wie viel Zeit zwischen Idee, Einladung und Umsetzung liegen. Manche arbeiten und können nicht so spontan mehrere Tage ins Ausland fliegen, andere brauchen Visa, die beantragt und bewilligt werden müssen, Hotels für viele, viele Menschen müssen gefunden und gebucht werden usw. Wenn ich eine internationale Konferenz abhielte und jemand würde vier Wochen vorher eingeladen, hieße das deswegen eher: «You might as well stay the hell away.»
Würde ich selbst vier Wochen vor ihrem Stattfinden zur Teilnahme an einer internationalen Konferenz eingeladen werden, würde ich zwar keinen Beitrag bei der Achse der Tuten darüber schreiben, mich selbst aber (und das Organisations-Komitee) fragen, wie viele und welche wesentlich interessanteren Personen denn in den letzten Monaten abgesagt haben. Nur so aus Interesse. Oder wenigstens aus Prinzip. Wegen Selbstwertgefühl und so.
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