Koray Yılmaz-Günay

Die Häuser denen, die jetzt darin leben!

Ja, «Multikulti» ist gescheitert. Nicht das Multikulti, das von Kanada – vielleicht über die Schweiz – mal nach Westdeutschland gekommen war. Dieses «Multikulti» hatte nie eine Schanks zu scheitern, weil scheitern nur kann, was versucht wird.

Gescheitert sind die «Multikulti»-Viertel mit exotischen Schildern an den Läden, die als «Familien-Betriebe» nur deswegen existieren, weil dort Menschen zehn, zwölf oder sechzehn Stunden am Tag arbeiten – weit unter Mindestlohn, ohne bezahlten Urlaub, ohne Rentenanspruch, ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, ohne Elternzeit, ohne Arbeitsschutz – und mit Gewinnspannen, die vielleicht bei Discountern funktionieren.

Gescheitert sind die besonders Multikulturellen, die ihr Bier bei Dritte-Welt-Soli-Saufereien vertrinken (weil ethisch sehr wertvoll) oder halt im «Späti» holen, wenn gerade keine ethnisch, sorry: ethisch wertvolle Party stattfindet. Die am Blumenladen vorbeilaufen, der 23 Stunden am Tag auf hat, als sei nichts normaler. Die, weil sie Hunger nach so viel wichtigen Gesprächen über abstrakte gute Prinzipien haben, zur Bäckerei gehen, die nie zumacht und in der trotzdem alles billiger ist als bei Kamps. Die in den Vierteln wohnen, wo das Elend auf der Straße liegt, in der es sich keine Wohnung mehr leisten kann: die Wohnungen, die «uns» gehören, exakt seitdem sie darin wohnen und nicht weg-gentrifiziert werden wollen.

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