Koray Yılmaz-Günay
Tugendterror

Gedanken beim Rauchen zweier Zigaretten an der Ecke Sonnenallee/Fuldastraße

Meine Vermutung ist, dass Kinder reicher Eltern(teile) das werden, was Hipster genannt wird. Ich sage das, so gut ich es kann, ohne Sozialneid. Ich meine es als kollektivierende Beschreibung der Tatsachen, so wie ich sie sehe. Subjektiv, und zwar so, als wäre Subjektivität ohne gesellschaftliche Gewordenheit möglich. Das ist natürlich außerordentlich falsch. Und trotzdem drängt es sich mir auf.

Wenn das Elterngeld eines Tages aufgebraucht ist und der Bedarf an total ironischer Kunst, DJs, extravaganten Klamotten, die siebenmal teurer sind als sie aussehen, selbstgebrautem Bier mit dem Geschmack marokkanischer Minze etc. nicht signifikant steigt – was tun diese Menschen dann? Und vor allem: Was tut der Nachwuchs dieser Eltern dann, da das Geld der Großeltern bereits von der mittleren Generation in weißen Socken unter zu kurzen Hosen zu Tode getragen und kein neues akkumuliert wurde?

Wenn reiche Eltern(teile) geschmacklose Verbrennungsmaschinen produzieren, wozu wird die 2.0-Generation in der Lage (oder gezwungen) sein? Vielleicht kommt das wirklich große Problem noch?

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