Lerninhalt 1:
«Solidarität endet nicht an den Grenzen Europas» würde sinnvoller formuliert lauten: «Solidarität endet nicht an den Außen-Grenzen des letzten EU-Landes, das Mitglied im Schengen-Raum ist.» Und selbst dann wäre der Satz falsch (Brexit, Gibraltar, europäische Kolonien auf anderen Kontinenten, außereuropäische französische «Departements», spanische/portugiesische/dänische «Exklaven»…). Unter Umständen ist «Europa» mehr als die EU und unter Umständen endet Solidarität gar nicht an Grenzen.
Lerninhalt 2:
Wenn der Vater eines der Mordopfer von Hanau stirbt, wird er dadurch nicht dein kleiner Bruder. Ihn bei seinem Vornamen zu nennen, als hättest du sieben Jahre ein Kinderzimmer mit ihm geteilt, gehört sich nicht. Unter Umständen finden sich die dreieinhalb Sekunden, um seinen Nachnamen auch noch zu tippen, wenn du tatsächlich seiner (öffentlich) gedenken möchtest.
Lerninhalt 3:
Wenn man persönliche Beziehungen zu Leuten unterhält, die – warum auch immer – im Krankenhaus liegen und vielleicht sterben werden, lassen sich die Diagnose und/oder der kritische Zustand dieser Person/en unter Umständen auch privat an andere mitteilen, die ein Interesse daran haben könnten. Unter Umständen könnte es sein, dass X nicht stirbt. Oder dass X gar nicht wünscht, dass Hinz und Kunz aus öffentlichen Facebook-Posts erfahren, wie es um den eigenen (Gesundheits-) Zustand bestellt ist.