Koray Yılmaz-Günay
Tugendterror

Mobility Matters

Sagen wir mal, ich würde den Kapitalismus ganz ausgezeichnet finden (oder die «sozial ausdifferenzierte Gesellschaft», meinetwegen). Ich würde träumen von einer Karriere, die mit dem Waschen von Tellern beginnt und mit einem auskömmlichen Leben von Zinsen, Dividenden und allerlei anderen sicher sehr annehmlichen Alltagsverrichtungen weitergehen würde. Wer könnte mir garantieren, dass die Aufwärtsmobilität für Menschen wie mich (Hotelküche, Baustelle, Zeitungsverteilung mitten in der Nacht, Heckenschneiden…) nicht nächsten Dienstag wieder zu einer Durchlässigkeit nach «unten» wird?

Meinetwegen muss niemand «Klassenbewusstsein» haben. Aber meinetwegen muss auch niemand das Leben anderer verpesten mit: «Ich habe es geschafft, dann können es alle anderen auch!» Das ist nämlich fast nie richtig. Aber immer sehr, sehr nervig. Es sei denn, man heißt mit Nachnamen Quandt (o.s.ä.) und veranstaltet karitative Events. Dann kann man das jeden Tag dreißig Mal sagen.

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