Koray Yılmaz-Günay
Tugendterror

Polizei und Kriminalstatistik: Diversity egal

Nichts gegen Diversity, z.B. bei der Polizei. Ganz im Gegenteil: Ich habe ein ❤ für Diversity, auch bei der Polizei. Allerdings würde Diversity ein Doppel-❤ bekommen, wenn sie nicht nur meinen würde, mehr Leute einzustellen, die «Migrationshintergrund» haben. Unflankiert kann das ins Auge gehen. So wie: Kugelschreiber im Auge. Da haste dich dann kurz gefreut, aber nichts wird besser (als das Einkommen der Eingestellten).

Die Polizeibehörden von Bund und Ländern könnte anfangen, Ermittlungskommissionen konsequent nach Delikten zu benennen statt nach (vermuteter) «Herkunft». Bundes- und Landespolizeien könnten aufhören, rassistische Personen-Kontrollen vorzunehmen, neonazistisches Personal ließe sich aus ihren Reihen entfernen oder es könnte relativ einfach aufgehört werden, aufgrund von Augenschein zu bestimmen, wer in einer Situation Opfer und wer Täter_in ist. Missliche Sachverhalte werden nicht besser, weil sie in einer «bunte(re)n» Zusammensetzung zutage treten. Ich möchte gestehen: Polizeiarbeit ist, meinem Alltagsverständnis nach, oft etwas anderes als ein Ausmalbuch für Erwachsene, die Stress abbauen wollen.

Ein Rechenbeispiel zur «Kriminalstatistik» und zu ihrem medialen Einsatz:

Die Polizei im Bundesland X konnte insgesamt 100 Delikte Y registrieren. Nur in drei Fällen wurden überhaupt Tatverdächtige ermittelt (in 3% der Fälle, nur mal so). In über 70% dieser Fälle wurden dabei «Nicht-Deutsche» verdächtigt, am häufigsten aus Land 1, Land 2, Land 3 (hat aber sicher nichts mit Racial Profiling zu tun). Ein Fall gilt der PKS als «aufgeklärt», wenn bei der Polizei «mindestens ein Tatverdächtiger namentlich» registriert werden konnte. Damit ist selbstverständlich nicht gesagt, dass ausgehend von einem Tat-Verdacht Anklage erhoben wird, geschweige denn, was im Verlauf eines Gerichtsverfahrens daraus wird (zum Beispiel Einstellung).

In der Zeitung steht trotzdem: «70% gehen von RumänenPolenBulgaren aus». In der Zeitung steht nicht: Das war gar keine «Kriminalstatistik», sondern eine tabellarische Aufstellung der Fälle, die bei der Polizei angekommen sind – und davon ist ein Bruchteil aufgeklärt worden. Und «Aufklärung» bedeutet sowieso nur: Wir wissen gar nicht, ob die Tatverdächtigten vor ein Gericht gestellt wurden und wie dort ggf. das Urteil aussah.

Ohne Scheiß, es kann sein, dass im nächsten Jahr dasselbe Delikt real 400mal weniger vorkommt, bei der Polizei aber 16mal mehr zur Anzeige kommt. Dann hat es trotz einer drastischen Abnahme in der Welt eine deutliche Zunahme in der «Kriminalstatistik» gegeben.

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