Ich bin sehr dafür, «den Anfängen zu wehren». Dazu zählt etwa, viel zu trinken, wenn sich Kopfschmerzen ankündigen, den Ofen auszuschalten, wenn der Kuchen beginnt zu verkohlen, den Müll runterzubringen, wenn die ersten Gerüche sich bemerkbar machen und so.
In einem Land, in dem schwangere Frauen im Gerichtssaal ermordet werden, weil sie muslimisch sind, in dem vollbesetzte Synagogen Ziel bewaffneter Anschläge werden sollen, in dem quasi jede (potenziell) zuständige staatliche Stelle in den NSU-Komplex eingebunden war (und ist), in dem Regierungspolitik als Reaktion auf den Mobilisierten Volkszorn nicht viel mehr weiß als die Verschärfung von Gesetzen (die sich gegen die Opfer des Mobilisierten Volkszorns richten), in dem Menschen in Polizeigewahrsam «Selbstmord begehen», obwohl sie gefesselt sind, in einem Land, dessen Regierung sich weigert, Delegationen aus den ehemaligen Kolonien zu treffen, weil der Kolonialismus Straßen, Brunnen und Brücken (ach, und Schulen für Mädchen) gebaut, sicher aber keine Genozide verursacht haben soll, ist der zeitliche Ausgangspunkt, der «Anfang» sich nennen könnte, nicht zu finden. Beim besten Willen.
Kurz: Es gibt keine «Anfänge», denen zu «wehren» wäre. Es gibt ziemlich lange andauernde wirkmächtige Kontinuitäten, die es zu bekämpfen gilt. Ja, am «rechten Rand», aber auch – wirkmächtiger, weil «unverdächtig» – in den Institutionen, die supidupi «demokratisch» sind. So wie es «betroffene» Menschen seit Jahrzehnten und Jahrhunderten bereits tun.
Ich bitte um entsprechende sprachliche Anpassung bei Bekundungen des Erstaunens und Erschreckens über deutsche Zustände. «Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich.»