Koray Yılmaz-Günay

Was wir nicht konnten (– Für Rahşan –) (Bülent Ecevit)

Was wir nicht konnten (– Für Rahşan –)

Abends, an der Türschwelle, gleich einem schweißnassen Kleid,
auszuziehen das Leid der Welt: Es wäre möglich gewesen;
sich die Kühle eines Umhangs umzutun,
allein das eigene Leid, wie einen Rosenkranz, durch die Finger zu zieh’n.

Du hättest Wolle stricken können, vergraben in den Sessel, abends, nachts;
ich hätte Krimis lesen können, dir entgegengesetzt;
uns anzuschauen ohne Fragen, wenn die Augen matt –
zu lachen ohne Freude, zu greinen ohne Gram.

Gäste hätten kommen können, manchmal, zu Besuch,
um einen Tisch herum, ganz unbesorgt,
zu disputieren mit der fremden Nachbarschaft
Themen, so wohlig wie ein starker schwarzer Tee,

sich einzupassen in die Welt: Es wäre möglich gewesen;
mit dem Spiel fortzufahren, ohne ein Ende in Sicht –
sich freuen zu können über einen Sieg,
bedauern zu können den Verlust.

Nichtdenken zu können, sobald das Denken uns erschlafft,
die Augen zu schließen, wenn es zu sehr gleißt,
selbst im Traum uns vor dem Licht verstecken
und behaglich zu schlafen zur rechten Zeit: Es wäre möglich gewesen.

– Bülent Ecevit, 1976 –
(Übersetzung: Koray Yılmaz-Günay, 11. Oktober 2011)

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